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Januar 2018. Es ist kalt in Frankfurt. Ein rollender Holzesel durchquert mit vier Menschen die vom Winter aufgerauten Straßen der Finanzmetropole. Mobile Albania hat sich auf den Weg gemacht. Für fünf Wochen wandern sie mit dem trojanischen Tier durch Frankfurt. Auf der Suche nach Gastfreundschaft überwinden sie hochgeklappte Bürgersteige, durchqueren Besitzfragen und die Grenzen von Wohnungen. Über welche Schwellen wird sie ihr Weg führen, wer lässt sie hinein, was wird geteilt - und wie? Welche Türkettchen werden rasselnd abgenommen, welche Spione umgangen? Wem gehören Räume?

Am Ende der Wanderung wird Mobile Albania selbst zum Gastgeber und öffnet das mobilalbanische Wohnzimmer, das sich entlang eines 500 Meter langen Teppichwegs entspinnt, der ins Ungewisse führt:  vom Bürgersteig vor dem Theater, durch den Theatersaal, über die Straße, durch Hinterhöfe, in einen Bus, durch eine Garage und private Wohnungen bis hin zu einer Jurte aus abgelegten Wahlplakaten. Die Begegnungen der Wanderung mischen sich mit klassischen Mousonturmbesuchern und Menschen, die spontan über den Teppichweg vor dem Theatereingang stolpern und ihm folgen. Gesäumt ist der Weg mit verschiedensten Begrüßungsritualen und Schwellensituationen. Herzlich willkommen im mobilalbanischen Wohnzimmer! Wem gehört eigentlich dieser Raum? Was ist in ihm möglich? 

MARKET

Von und mit: Julia Blawert, Till Korfhage, Leander Ripchinsky, Arthur Romanowski, Florence Ruckstuhl, Roland Siegwald, Hanna Steinmair, Katharina Stephan und allen Kollidierenden

Theater für alle? Seit 2008 nutzt die Performancegruppe Mobile Albania ihren Zweifel an der universellen Gültigkeit dieses Slogans, um das Verhältnis von Welt und Theater jenseits wohlkalkulierter Inszenierungspraktiken zu erforschen. Mit seinem jüngsten Projekt kehrt das Kollektiv das Prinzip des Gastspiels kurzerhand um: Statt ins Theater einzuladen, begibt es sich in den öffentlichen Raum. Wer ist hier Gast, wer Gastgeber? 

„Versammeln ist unvollständig, kann flüchtig, kann hartnäckig sein und sehr lange dauern“. So beschreibt Katharina Stephan die Grundhaltung der von ihr mitgegründeten Gruppe. Mit insistierender Gelassenheit provoziert Mobile Albania abseits der Theater „unwahrscheinliche Versammlungen, die eben nicht den Gesetzen einer durchinszenierten Vorstellung oder eines verkaufsoffenen Sonntag gehorchen.“ Eines von vielen analogen Medien, die dabei zum Einsatz kommen, ist ein selbstgebauter Holzrollesel. Mit ihm zieht die Gruppe durch Frankfurt. Für Mobile Albania eine so abwegige wie zugleich phantastische Setzung, die Menschen zu den eigensinnigsten Erklärungen provoziert. „Manche Behauptungen“, meint Katharina Stephan, „beginnen als Scherz, der aber so lange dauert, bis es keiner mehr ist. Mobile Albania ist ein innerstädtischer Wanderverein, Mobile Albania ist eine Telekommunikations-Firma, Mobile Albania ist eine Straßenuniversität …“ 

Da kann es passieren, das am Ende eines netten Gesprächs unerwartet die Frage aufkommt: „Übrigens, wir haben heute Abend noch gar keinen Schlafplatz - könnten wir vielleicht bei Ihnen eine Unterkunft bekommen?“

F.A:Z. 19. Januar 2018

Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main, Fonds Darstellende Künste und im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

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